Hinschauen, wo Europa wegschaut. Anpacken, wo Europa die Hände in die Taschen steckt. – Bericht aus Lesbos
Gastbeitrag von Theresa Quast, einer freiwilligen Helferin aus Lesbos. Die Begegnungen mit den geflüchteten Menschen, die ich durch die Arbeit mit Kreuzberg hilft erleben darf, führten mich auf eine Reise weit weg von Berlin. Als ich im Flugzeug nach Lesbos saß, sprachen mich meine zwei griechischen Sitznachbarn an: „Why do you go to Lesvos? You are a volunteer?“. Die beiden betonten aufrichtig ihre Dankbarkeit dafür, dass freiwillige Helferinnen und Helfer aus allen Ländern kommen, um sie in dieser Notlage zu unterstützen. Die flüchtenden Menschen, die auf Lesbos ankommen, haben nichts bei sich als die Kleidung, die sie tragen und manchmal noch einen kleinen Rucksack oder eine Plastiktüte. Sie haben alles hinter sich gelassen, häufig auch ihre Familie – vorerst oder für immer. Daher sind es viele junge Männer, die sich auf den Weg machen. Weil sie nicht in den Krieg ziehen und unschuldige Menschen töten wollen. Weil sie eine solche Bootsüberfahrt noch am ehesten überleben. Es kommt vor, dass die türkische Küstenwache die Schlauchboote aufschlitzt und die Männer zurück ans Ufer schwimmen lässt. Nicht nur einige hundert Meter, …