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Ausstellung „Transit_Räume“ im SO36

Zunächst einmal: Wir wünschten, unsere Ausstellung „Transit_Räume“, die am 01. Juli 2018 im Rahmen der Reihe „60m2 Kunst im Club“ im SO36 in Kreuzberg eröffnet wurde, wäre nicht so brandaktuell wie sie es ist. Die Ergebnisse des aktuellen EU-Gipfels zeigen, wie wichtig es ist, dem Thema „Flucht“ weiterhin eine kritische, menschliche Gegenöffentlichkeit zu verschaffen: Die EU-Regierungen haben sich auf eine Verschärfung der Asylpolitik, auf „Sammelstellen für Bootsflüchtlinge außerhalb der EU“ und eine Aufstockung des Grenzschutz-Etats verständigt.

Was heißt das für die Menschen, die auf der Flucht nach Europa sind, die in Camps in Italien und Griechenland festsitzen? Was heißt die Verschärfung der Flüchtlingspolitik aber auch für die, die hier in Deutschland bereits angekommen sind? Die den gesellschaftlichen Rechtsruck Tag für Tag am eigenen Leib erfahren?

Die Ausstellung „Transit_Räume“ gibt jenen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform, die von diesen Fragen unmittelbar betroffen sind.

Da sind die jungen Künstlerinnen und Künstler der 1. Visual School of the upcoming European Visual Center for Human Rights von Ute Langkofel, die sich ihre neue Heimat Berlin mit der Fotokamera zu erschließen helfen.

© Jony Hasan

© Jony Hasan

Da sind aber auch die so genannten Lampedusa-Refugees Ahmad Daghid, Mouhamed Tank und Moussa Mahamat, die zusammen mit Philipp Döring eine Videoinstallation realisiert haben, die Sichtbarkeit einfordert.

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© Philipp Döring

Da sind die Drogenverkäufer in den Berliner Parks, zu deren Herkunftsorten man im Rahmen des Ausstellungsbeitrags von Scott Holmquist in der Ausstellung mithilfe des Smartphones über einen QR-Code reisen kann.

© Scott Holmquist

© Scott Holmquist

Da sind die Stimmen der Menschen aus der Zentralen Erstaufnahmestelle Eisenhüttenstadt in Brandenburg, die das Künstlerkollektiv KOMBINAT mit Film, Ton und Fotografie eindrucksvoll in Szene gesetzt hat.

Man liebt uns nicht, aber man hat sich an uns gewöhnt.“

© Jonathan Hempel

© Jonathan Hempel

Diese lokalen Sichtweisen werden ergänzt um die Perspektive von zwei Fotografie-Projekten, die in Refugee Camps in Griechenland, Italien und Israel entstanden sind:

Die Arbeiten von Abdulazez Dukhan, der auf der Flucht das Fotografieren als Ausdrucksmittel entdeckte und damit die Situation von geflüchteten Menschen eindrucksvoll erfahrbar macht.

We are refugees today, some of us were refugees yesterday and others may be refugees tomorrow.

Das Fotoprojekt Fish Out of Sea setzt sich zum Ziel, das Leben gefährdeter Bevölkerungsgruppen durch das Medium der Fotografie zu verbessern und den Zuschauern_innen eine andere Perspektive auf ihre Situation zu ermöglichen.

© Abdulazez Dukhan

© Abdulazez Dukhan

© Philmon Angesom

© Philmon Angesom

Der Film „Hotel City Plaza“ von Philipp Döring erzählt von einem Hotel in Athen, das von Refugees besetzt und mittlerweile in Selbstverwaltung betrieben wird. Er zeigt, wie wichtig Selbstwirksamkeit für alle Menschen ist – und welche Potenziale Menschen haben, wenn man sie gestalten lässt.

© Philipp Döring

© Philipp Döring

Während die neue italienische Regierung Hilfsschiffen die Einfahrt in ihre Häfen verwehrt, während Ungarn Flüchtlingshilfe – bezeichnet als „Beihilfe zur illegalen Migration“ – per Gesetz unter Strafe stellt, sich Bayern und Österreich auf Abschottung und Ausweisung einigen, wollen wir in Kreuzberg mit „Transit_Räume“ ein Zeichen setzen: Es geht um Menschenleben, um Menschenrechte und Menschenwürde.

Die Ausstellung „Transit_Räume“ wurde produziert und kuratiert von Kreuzberg hilft e.V. und SO36 und unterstützt mit Mitteln des Bezirkskulturfonds und Mitteln der Projektförderung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.

Pressemitteilung zum Download